Hier ein Beitrag von Nici, sie hat auch einen Blog. Ihr könnt sie unter https://unbemerkt.eu/de/ finden.
Dieser Beitrag stammt ursprünglich von ihrem Blog und wurde mit ihrer Erlaubnis auch auf diesem Blog veröffentlicht. Mir ist das Thema sehr wichtig, da ich diese depressiven Phasen leider auch nur zu gut kenne.
Zum Original: https://www.unbemerkt.eu/de/ich-kann-nicht-mehr-asperger-und-depression/
Dies ist sicherlich einer der schwierigsten Blogbeiträge, den ich jemals geschrieben habe. Das liegt daran, dass ich einfach nicht die Energie dafür finden kann ihn zu schreiben. Ich will wirklich gerne mit euch teilen, was gerade in meinem Leben passiert, aber jedes Mal, wenn ich auch nur eine Linie schreibe, kann ich plötzlich nicht mehr. Es kommt mir unmöglich vor meine Geschichte in Worte zu fassen. Ich denke, durch den Titel des Blogbeitrags könnt ihr euch schon denken, was mich zurückhält – eine Depression.
Momentan mache ich gerade ein Praktikum. Das ist Pflicht in meinem Studium. Normalerweise macht man drei Monate ein Vollzeitpraktikum. Ich habe zum Glück die Möglichkeit bekommen nur 20 Stunden pro Woche zu arbeiten und das über sechs Monate. Ich war wirklich nervös, bevor ich mein Praktikum angefangen habe, aber es lief am Anfang doch eigentlich recht gut. Ich habe total liebe Kollegen, einen tollen Arbeitsplatz und wirklich spannende Aufgaben. Das klingt alles so, als ob man es locker schaffen könnte, nicht wahr?
Aber schon nach der ersten Woche kamen trotzdem ein paar Zeichen, dass es doch nicht so gut lief. Ich war wirklich kaputt jeden Tag. Ich habe angefangen am Nachmittag zu schlafen und weniger zu unternehmen, um Energie zu sammeln. Ich dachte, das wäre normal und würde mit meinem Asperger-Syndrom zusammenhängen. Ich tue mir immer mit neuen Dingen schwer und brauche Zeit, um mich an Veränderungen zu gewöhnen. Alle, mit denen ich geredet habe, meinten auch, dass es ganz normal sei nach der Arbeit erschöpft zu sein. Ich nehme an, zu dem Zeitpunkt war es auch noch recht normal. Ich hatte zwar keine Energie, aber ich hatte trotzdem noch Lust Dinge zu unternehmen. Das hat sich leider mit der Zeit verändert.
Am Anfang habe ich mich selbst dazu entschieden weniger zu unternehmen, um mehr Energie für wichtige Dinge zu haben. Aber später hat mir auch nichts mehr wirklich Spaß gemacht. Ich habe das Interesse an fast allem verloren. Nach der Arbeit habe ich fast immer den Rest des Tages im Bett verbracht. Ich habe entweder geschlafen oder Filme angeschaut. Dann kam irgendwann ein Wochenende, an dem ich nicht mal mehr genug Energie hatte, um einen Film anzuschauen. Da habe ich gemerkt, dass etwas nicht stimmt und dass ich Hilfe brauche, um herauszufinden, was mit mir los ist. Ich habe zum Glück schnell einen Termin bei meinem Psychiater bekommen.
Ich habe so viele verschiedene Symptome, dass ich sie alle aufgeschrieben habe, um einen Überblick zu haben. Ich habe euch ja schon von der mangelnden Energie erzählt und davon, dass mir so gut wie nichts mehr Spaß macht. Das sind vermutlich die schlimmsten Symptome. Was mich aber auch sehr nervt, ist, dass ich oft weine, meine Angststörung wieder schlimmer geworden ist und mir ständig schlecht ist. Ich tue mir auch schwer mich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen. Das ist natürlich nicht gerade das Beste, wenn ich arbeiten muss. Ich habe noch jede Menge andere Symptome, aber ich will hier ja nicht die ganze Seite füllen.
Als ich all meine Symptome aufgeschrieben habe, habe ich schon gemerkt, dass es so aussah, als ob ich „Depression“ gegoogelt hätte und alle Symptome kopiert hätte. Aber ich war mir trotzdem unsicher, ob es wirklich eine Depression war oder ob meine mangelnde Energie durch meinen Autismus entstanden ist und alles dadurch ausgelöst wurde. Ich bin natürlich auch kein Arzt, das heißt, ich kann mich sowieso nicht selbst diagnostizieren. Wie gesagt habe ich ja zum Glück recht schnell einen Termin bei meinem Psychiater bekommen und der konnte mir ein paar Antworten geben. Er meinte, dass es tatsächlich so aussieht, als ob ich eine Depression habe. Das heißt, jetzt bekomme ich wieder Antidepressiva und hoffe, dass die Medizin schnell hilft.